Wenn nationale Feiertage
ihre Legitimitätsgrundlage verlieren und zu einer rassistischen Machtshow sowie
zu Drohwerkzeugen gegen andere Völker und Nationen umgedeutet werden, wäre es
naiv, die Hintergedanken dieser Feste zu ignorieren. Wenn weiterhin diese Feste
insbesondere zur Verschleierung großmassstäbiger Verbrechen wie Völkermorde und
Pogrome dienen, dann ist es gefährlich, die politischen Motive zu ignorieren.
Niemals wird die Würde der
Völker und Menschen so schamlos mit Füßen getreten wie unter der Herrschaft
eines völkermordleugnenden Staates. Von der Diktatur des „Komitees für Einheit
und Fortschritt“ bis zur türkischen Republik wandelte sich das türkische
Herrschaftsfeld zu einem Völkerfriedhof. In einer Geschichte von fast 600
Jahren von den willkürlichen Beschlagnahme bis hin zur Enthauptung
oppositioneller Stimmen gegen diese Willkür hat das System der
Willkürherrschaft keine einzige Freiheitsbestrebung geduldet. Die unionistische Barbarei hat bis jetzt für
keinen Völkermord unter osmanischer Herrschaft jemals
Verantwortung für die Verbrechen übernommen, welche im damaligen
internationalen Kontext unter Kriegsbedingungen mit Hilfe von internationalen
Bündnissen begangen wurden.
Die auf ermordeten osmanischen Staatsbürgern errichtete türkische Republik
versucht jetzt mit gefälschten Festen die historischen Tatsachen zu
verschleiern.

So wie beim Völkermord an den Armeniern wurde die
intellektuelle Elite der osmanischen Griechen auf öffentlichen Plätzen gehängt; sie wurden in das Innere
Anatoliens deportiert und auf den Wegen und in Gefängnissen
ermordet. Aus den ausgewählten Männern
im erwerbsfähigen Alter wurden „Arbeiterbataillonen“
gebildet; sie waren unter inhumanen Bedingungen und bis
zum Tode zur Zwangsarbeit verpflichtet. Während viele infolge der unmenschlichen Behandlung ihr Leben in Hunger und Durst verloren, wurden die
restlichen nach Abschluss der vorgesehenen Arbeiten ermordet.
Griechen, Armenier und Assyrer-Aramäer sind mit ihrem kulturellen Erbe von drei Jahrtausenden in ihrer ureigenen
Heimat durch Völkermorde und Vertreibungen zu Minderheiten
geworden. Egal wo wir in Anatolien,
Mesopotamien, dem Kaukasus oder Thrakien
hinsehen, überall befinden sich noch historische Zeugnisse der einstigen Präsenz dieser durch Genozid
vernichteten Völker. Die auch nach 100 Jahre andauerndem Vandalismus nicht völlig ausgelöschten Meisterwerke bilden noch immer
Sehenswürdigkeiten für Touristen aus aller Welt. Die als „osmanisches Kulturerbe“ gepriesenen beweglichen
Kunstwerke (Gold-Silber-Kupfer-Eisen-Schmuck,
Keramik, Seide, Teppiche, Schnitzereien etc.) und Baudenkmäler (Paläste, sakrale
Bauten einschließlich Moscheen, Schulen, Brücken, öffentliche
Bäder, Karawansereien, etc.) sind armenischen, griechischen, assyrisch-aramäischen Handwerkern zuzuschreiben.
Hunderttausende von Touristen besuchen die Türkei Jahr für Jahr, um das kulturelle Erben dieser Völker zu sehen und zu bewundern.
Doch die Herrscher der Türkei
leugnen weiterhin skrupellos die eigentlichen Besitzer des
reichen historischen Erbes, während Millionenerträge aus diesem Erbe in die türkische Staatskasse
fließen.
Die Griechen sind ein durch Völkermord und Vertreibung zwischen 1912 bis 1922 in
Kleinasien und Thrakien ausgerottetes Volk. Der 19. Mai 1919 gilt als Beginn der Endphase der Vernichtung der Pontosgriechen. Der als „Jugend- und
Sportfest“ getarnte, aber in der Realität auf die Leugnung des
Völkermords fokussierte Tag ist eigentlich der Entscheidungstag der
neuen Welle des Völkermords, der von verschiedenen Unionisten u.a. Mustafa Kemal, Topal Osman, Kazim Karabekir, Mithat Şükrü, Fevzi Cakmak, Celal Bayar, Ismet Inönü beschlossen wurde, um den während der
Balkankrieges 1912/3 eingeleitete Vernichtung der osmanischen Griechen zu
vollenden.
Der 19. Mai ist der Jahrestag der dritten und abschließenden Völkermordphase mit dem Ziel der Ausrottung der Pontosgriechen, des Feldzugs nach Armenien und der daraus folgenden ultimativen Zerstörung des armenischen Volkes, der vollständigen Annektierung Armeniens und der Unterdrückung des Widerstands des kurdischen Volkes unter der Führung des Kocgiri Stamms, der die Falle der Unionisten schon erkannt und sich dagegen zur Wehr gesetzt hatte.

Angehörige der kemalistischen
„Befreiungseinheiten“ posieren mit dem aufgehängtem Leichnam einer griechischen
Lehrerin aus Nazilli, deren Brüste, Hände und Kopf
abgeschnitten wurden. Datum: 15 Juni
1920
1922:
Evakuierung griechischer und armenischer Waisenkinder durch das US-Hilfswerk
Near East Relief nach Syrien
Die Weltöffentlichkeit übt seit längerem Druck auf
internationale Institutionen und nationale Parlamente aus, damit sich die
Türkei mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt und der Völkermord von 1915
anerkennt. Aufgrund des entschlossenen Kampfes der betroffenen Völker (das
armenische Volk an der Spitze) erfährt die Menschheit jeden Tag mehr über die
blutigen Hintergründe der gefälschten Staatsfeste der Türkei. Die
offizielle Anerkennung des Völkermords
durch verschiedene nationale und internationale Institutionen bis zum heutigen
Tag ist diesen Kämpfen zu verdanken.[1]
Die Quelle unserer Schams ist die verbreitete Akzeptanz der türkischen Staatspolitik zu Völkermord und dessen Leugnung durch die überwältigende Mehrheit unserer Gesellschaft; das Zuschauen der sich als revolutionär oder fortschrittlich bezeichnenden legalen und illegalen Parteien und der Gewerkschaften. Ihr Schweigen und ihre Akzeptanz ermöglichen es, dass die Menschenwürde seit 100 Jahren von Mördern, Dieben und Vergewaltigern mit Füßen getreten wird. Daher kann bis heute kein Massenmord, kein Pogrom und kein unaufgeklärter Mord zur Rechenschaft gezogen werden. Der türkischen Gesellschaft wurde systematisch und über lange Zeit ihres Gewissens beraubt. Ihre Beihilfe zum Völkermord und dessen Leugnung hat die Gesellschaft moralisch entarten lassen.
Es ist unmöglich für eine Gesellschaft, die den Opfern des Völkermords eine von Herzen kommende Entschuldigung verweigert, sich von dieser Schande zu retten. Eine solche Gesellschaft wird auch immun gegen neue Verbrechen.
Aus diesem Grund fordern wir von der Republik Türkei: Die sofortige Anerkennung des Völkermords
von 1915, Entschuldigung bei dessen
Opfern des Völkermord und die
Erfüllung der Verpflichtungen, die sich aus dem Völkermord ergeben!
Respekt für das Opfergedenken der Griechen von Ionien, Kappadokien, Pontos und Thrakien;
Gerechtigkeit für Kinder und Enkelkinder
der Überlebenden!
Gerechtigkeit für alle Opfer des Völkermords!
Frankfurt, 19. Mai 2012
Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main
(SKD); Kontakt: Ali Ertem Tel.: 0049/69/5970813 E-Mail: skd@gmx.net
[1] Bakınız Türkçe ve Almanca kaynaklar: http://tr.wikipedia.org/wiki/Ermeni_K%C4%B1r%C4%B1m%C4%B1%27n%C4%B1_soyk%C4%B1r%C4%B1m_olarak_tan%C4%B1mlayan_%C3%BClke_ve_kurulu%C5%9Flar%C4%B1n_listesihttp://www.aga-online.org/aboutus/index.php?locale=de#!div=recognition&main=index&snapshot=recognition
Übersetzung aus dem türkischen Original: Nihat Ketel
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